Stawizny Serbow - Zur Geschichte der Sorben
II. Teil
1. Teil (bis 1843)
2. Teil (1843 - Gegenwart)
1842 Handrij Zejler und Jan Arnost Smoler gründen die Zeitung "Tydzenska Nowina"; Vorläuferin der
heute erscheinenden "Serbske Nowiny"
1845 Erstes sorbisches Gesangsfest in der Lausitz unter Leitung von Korla August Kocor - Entwicklung der sorbischen bürgerlichen Musikkultur
1847 Wissenschaftliche Gesellschaft "Macica Serbska" wird gegründet
1848 "Bramborski serbski Casnik" erscheint als erste Zeitung in niedersorbischer Sprache, Vorläufer des heutigen "Nowy Casnik"
1848 /1849 Sorbische Bauernvereine in der Oberlausitz entstehen; unter anderem fordern sie soziale und nationale Rechte ein ("Sorbische Bauernpetition"); Intelligenz fordert die Gleichberechtigung der sorbischen Sprache und Kultur in Schule, Kirche und vor Gericht ("Große Petition der Sorben" unterzeichnet von 5000 Haushaltsvorständen)
1851 Schulpolitische Zugeständnisse durch die sächsische Regierung
1854 Erste große Auswanderungswelle von Sorben nach Texas und Australien, dort werden sorbische Siedlungen gegründet
1862 Erste sorbische Theateraufführung in Bautzen
1875 Generelles Verbot der sorbischen Sprache in den Schulen der preußischen Oberlausitz
um 1875 - nationale Unterdrückung der Sorben im Deutschen Reich wird forciert, als Gegenreaktion entfalten sich stärker sorbische Kulturbestrebungen, die "Jungsorbische Bewegung" unter Führung von Arnost Muka und Jakub Bart-Cisinki formiert sich
1877 Höhepunkt der klassischen sorbischen Dichtung im 19. Jahrhundert ist das Nationalepos
"Nawozenja" ("Der Bräutigam") von Jakub Bart-Cisinski
1904 Wendisches Haus in Bautzen wird eröffnet
1912 - 1931 sorbische Vereine beteiligen sich in HoyerswerdalWojerecy an der Gründungsversammlung der "Domowina" als Dachverband sorbischer Vereine
1919 - 1932 Die Verfassung von Weimar ermöglicht einerseits ein regeres kulturelles und politisches Leben, andererseits wird die sorbische Volksbewegung durch die "Wendenabteilung" überwacht
nach 1933 Nalionalsozialistische Diktatur/Versuche zur physischen und psychischen Ausrottung des sorbischen Volkes; Ausweisung sorbischer Lehrer und Pfarrer aus der Lausitz; sorbische Antifaschisten, u. a. Alojs Andricki (1943) und Marja Grolmusec (1944), werden ermordet
1937 Verbot der Domowina (nachdem diese die nazistische Gleichschaltung ablehnte) und jeglichen öffentlichen sorbischen Lebens;
1937 Konfiszierung des Wendischen Hauses durch die Faschisten, 1944 durch die SS niedergebrannt
1939 Mit dem Verbot des "Katolski Posol" wird die letzte sorbischsprachige Publikation liquidiert
1941 Verbot der letzten sorbischen Gottesdienste durch das Brandenburger Konsistorium
1945 10.Mai Neugründung der Domowina als erste demokratische Organisation in Deutschland nach dem Krieg
1947 Herausgabe der obersorbischen Tageszeitung "Nowa doba", heute "Serbske nowiny"
1947 Gründung der sorbischen Oberschule (später sorbische erweiterte Oberschule Kleinwelka, heute Sorbisches Gymnasium Bautzen)
1948 Sächsischer Landtag beschließt "Gesetz zur Wahrung der Rechte der sorbischen Bevölkerung
1949 Späte Zulassung der Domowina in der Niederlausitz (Brandenburg)
bis 1958

Zahlreiche sorbische staatliche Institutionen zur Förderung des national-kulturellen Lebens werden gegründet:

  1. Sorbisches Institut für Lehrerbildung 1946
    Institut für sorbische Volksforschung (Akademie der Wissenschaften der DDR) 1951
  2. Institut für Sorabistik an der Universität in Leipzig 1952
  3. Sorbisches Volkskunstensemble 1952
  4. Sorbische Oberschule 1952 in Cottbus/Chosebuz (heute Niedersorbisches Gymnasium)
  5. Rundfunk der DDR/Sorbische Redaktion 1953
  6. Haus für sorbische Volkskunst 1956
  7. Sorbisches Museum 1957 (entstand aus dem 1904 errichteten und 1941 von den Faschisten konfiszierten "Wendischen Museum")
  8. Domowina-Verlag 1958
1956 Einweihung des seit 1947 neu erbauten Hauses der Sorben
Sorbische Intelektuelle und Bauern protestieren gegen die zunehmende Industrialisierung der Lausitz und für den Erhalt des landschaftlich und kulturell einmaligen Siedlungsraumes der Sorben, extensiver Baunkohlenabbau zerstört sorbische Dörfer und ihr Umfeld
1964 Neuregelung des sorbischen Schulunterrichtes führt zum drastischen Rückgang der Teilnehmer am sorbischen Sprachunterricht
1966 - 1989 Sieben Festivals sorbischer Kultur· waren einerseits Faktor zur Entwicklung der sorbischen professionellen und Volkskultur, andererseits nutzte die SED diese Festivals zur Demonstration ihrer "erfolgreichen Nationalitätenpolitik" und dem Bekenntnis der Sorben zur DDR, sie versuchte damit über den Rückgang des Sorbentums hinwegzutäuschen
1989,
11. November
die in Opposition zur "sozialistischen" Domowina stehende "Sorbische Volksversammlung" ruft zum nationalen Dialog auf und fordert von der Domowina eine grundsätzliche Wende Sorbischer Runder Tisch erarbeitet Positionen der Interessenvertreter der Sorben und bereitet den Erneuerungsprozeß der Domowina vor
1990,
17. März
außerordentlicher Bundeskongreß der Domowina, Delegierte wählen eine neue Führung der Organisation und bekennen sich in einer Resolution zur Herstellung der deutschen Einheit - Protokollnotiz zum Einigungsvertrag schreibt Schutz und Förderung der sorbischen Sprache und Kultur fest
1990 Das Wendische Haus in Cottbus/Chosebuz wird eröffnet
1991 Neukonstituierung der Domowina als Dachverband sorbischer Vereine - Gründung der Stiftung für das sorbische Volk zur Unterstützung der nationalen und kulturellen Entwicklung der Sorben
1992,
19. April
erste sorbische Fernsehsendung beim ORB, als monatliches Halbstundenmagazin in niedersorbischer Sprache konzipiert